Café Schwarzenberg – gelebte Kaffeehauskultur in Wien
Schwerpunkte im Artikel:
- Kaffeekultur
- Österreich
- Wien
- Wiener Kaffeehauskultur
Das Café Schwarzenberg wurde im Jahr 1683 gegründet. Damals brachte man die türkische Kriegsbeute voller Kaffeebohnen nach Wien und so wurde der Kaffee einer der Lieblingsgetränke der Wiener. Damals gingen jedoch die wenigsten nur zum Kaffeetrinken ins Kaffeehaus. Es war ebenso ein Ort der Kommunikation, Erholung und einer Art Inspiration.
Gründung des Schwarzenberg Cafés
Zur damaligen Zeit wurde ein Mietpalais von Albrecht Zeppezauer erbaut, in dem das Ehepaar Hochleitner ein Café eröffnete. Das Kaffeehaus Schwarzenberg trägt aber erst seit der Übernahme durch Josef Menschl, im Jahr 1902, seinen noch heute bestehenden Namen. Vor seiner Zeit hieß es außerdem Café Hochleitner und Café Sperrer. Von 1939 bis zum Kriegsende musste der Name des Cafés noch einmal kurz geändert werden. Zu dieser Zeit war es als Café Deutschland bekannt.
Als 1945 die Sowjetische Armee das Kaffeehaus für deren Veranstaltungen einnahm, wurde dabei der Großteil der Einrichtung zerstört. Bis zum Jahre 1979 behielt man diese Einrichtung, bis dann die Renovierung erfolgte.
Café heute
Heute ist das bekannte Café eines der letzten Kaffeehäuser auf der Ringstraße. Zu seiner Zeit gab es dort mehr als 30 Cafés. Das Café ist heute denkmalgeschützt. Wesentliche Merkmale, wie der Eckraum links vom Eingang und die Damentoilette sind für die Entstehungszeit von besonderer Bedeutung.
Im Eckraum sind heute noch die ursprünglichen Marmorverkleidungen zu sehen, die Decke ist mit einer kleinen mosaikartigen Verkleidung versehen und auch die originalen Tische mit Messingplatten stehen im Raum. Den 20er Jahren entsprechend, findet man Decken und Fußboden, die seinerzeit in Sachen Inneneinrichtung richtungsweisend waren.
Spezialitäten
Die Spezialitäten des Kaffeehauses sind neben den traditionellen, köstlichen Gerichten der Wiener Küche auch bekannte Mehlspeisen und Kaffee. Es wird ebenso Frühstück bis Mittag angeboten. Von Wiener Schnitzel, Eiernockerl und Gulasch bis hin zu Kaiserschmarrn und Apfelstrudel, gibt es ein breit gefächertes Angebot an Spezialitäten zu genießen.
Wiener Kaffeehauskultur
Die Wiener Kaffeehauskultur ist viel mehr als der bloße Konsum von Kaffee; sie ist ein soziales und kulturelles Ritual, das seit Jahrhunderten gepflegt wird. Es steht für eine Lebensart, in der das Verweilen, die gepflegte Konversation und die entschleunigte Genusskultur im Mittelpunkt stehen. Die Kaffeehäuser sind als „öffentliche Wohnzimmer“ bekannt, in denen sich Menschen aller Gesellschaftsschichten treffen, sich austauschen oder in Ruhe die umfangreiche Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften genießen.
Das Ambiente ist meist von historischem Charme geprägt, mit Marmortischen, Samtsofas, Thonet-Stühlen und oft einer Atmosphäre, die von gedämpften Gesprächen und dem Klappern von Porzellantassen widerhallt. Dieses kulturelle Phänomen wird so hoch geschätzt, dass es von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde.
In einem Wiener Kaffeehaus zählt nicht nur das, was in der Tasse ist, sondern das Gesamterlebnis. Hier können Gäste Stunden verbringen, nur mit einem Kaffee, ohne sich zum Gehen gedrängt zu fühlen. Diese Gastfreundschaft fördert eine einzigartige kreative und intellektuelle Szenerie, die historisch Künstler, Schriftsteller und Denker anzog.
Die Kaffeehäuser dienten und dienen noch immer als Bühne für literarische Lesungen, politische Debatten und philosophische Diskussionen. Es ist dieser Geist der Offenheit und des Gedankenaustausches, der die Wiener Kaffeehauskultur zu einer der charakteristischsten und charmantesten Traditionen Europas macht.